Bielefeld nutzt Regel-Grauzone: Ex-Gladbach-Torwart Kersken im Mittelpunkt eines kuriosen Streits

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Verletzung vorgetäuscht? Kersken bei Bielefeld in Regel-Streit involviert•
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Verletzung vorgetäuscht? Kersken bei Bielefeld in Regel-Streit involviertVerletzung vorgetäuscht? Kersken bei Bielefeld in Regel-Streit involviertBielefeld nutzt Regel-Grauzone Ex-Gladbach-Torwart Kersken im Mittelpunkt eines kuriosen StreitsBielefeld/Köln · Jonas Kersken wechselte von Borussia Mönchengladbach zu Arminia Bielefeld. Dort hat er sich zum derzeit wohl besten Drittliga-Torwart entwickelt. Nun ist Kersken allerdings Teil eines Konflikts, in dem es um Regeln und Fairness geht – ausgelöst von Arminias Trainer Mitch Kniat.Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden•








Hier steht er, häufig liegt oder sitzt er auf dem Rasen: Bielefeld-Torwart Jonas Kersken soll regelmäßig Verletzungen vortäuschen, damit es eine Pause gibt.•
Den Ausruf „Mach‘ et Otze“ dürften selbst Menschen mal gehört haben, die nach 1991 geboren wurden. Damals traf der 1. FC Köln im DFB-Pokal-Halbfinale auf den MSV Duisburg. Frank Ordenewitz, genannt „Otze“, sah seine zweite Gelbe Karte im Wettbewerb und wäre im Endspiel gesperrt gewesen. Doch die Statuten ermöglichten damals noch einen Ausweg: Sperren nach Roten Karten wurden für einen bestimmten Zeitraum verhängt, nicht für den entsprechenden Wettbewerb.Ordenewitz machte noch das 2:0, nachdem er die scheinbar verhängnisvolle Gelbe gesehen hatte, und holte sich danach die Absolution seines Trainer Erich Rutemöller. „Wenn du nach Berlin willst, dann tu‘ es, in Gottes Namen“, soll der laut „Sport1“ gerufen haben. Nach einer vergebenen Chance drosch Ordenewitz den Ball weg, tickte ein bisschen aus – und wurde wie gewünscht vom Platz gestellt.Rutemöller enthüllte die Wahrheit nach dem Spiel, das Köln 3:0 gewann, naiv-ehrlich in einem Interview. „Mach‘ et“, habe er Ordenewitz gesagt, daraus wurde das geflügelte Wort. Der DFB aber wurde hellhörig und statuierte ein Exempel: „Otze“ wurde explizit fürs Pokalfinale gesperrt, Spieler und Trainer mussten eine Geldstrafe zahlen. Rutemöller fiel sogar beim FC in Ungnade und wurde ein paar Monate später entlassen.Jonas Kersken soll Verletzungen vortäuschenWarum dieser Ausflug in die Fußballhistorie? Arminia Bielefeld führt gerade regelmäßig ein Schauspiel auf, so darf man es wohl nennen, das mehr als nur in Grundzügen an die „Otze“-Geschichte erinnert. Trainer Mitch Kniat übernimmt die Rolle Rutemöllers, und die Rolle, die Borussia Mönchengladbachs ehemaliger Torwart Jonas Kersken spielt, entspricht grob der von Ordenewitz.Der Grund: Kniat hat zugegeben, dass er Kersken regelmäßig eine Verletzung vortäuschen lässt, um eine Behandlungspause zu erzwingen. Feldspieler müssen danach kurz den Rasen verlassen, Torhüter nicht. Deshalb entstehen der Arminia nur Vorteile – der größte in Kniats Augen ist die Möglichkeit, während der Unterbrechung eine kleine Taktikbesprechung am Spielfeldrand abzuhalten.Wie Borussias Torwart-Position zur Drehscheibe wurde„Das sind die Regeln. Man kann das als unsportlich titulieren“, sagte Kniat am Wochenende nach einem 2:0 bei Viktoria Köln. Deren Trainer Olaf Janßen hatte sich über das Ausnutzen der „Grauzone“ im Regelwerk, wie Kniat es nennt, so echauffiert, dass er die Rote Karte sah. „Das ist eine Schweinerei“, rief Janßen, der dem Schiedsrichter die Aktion schon prophezeit haben wollte.Wer regelmäßig Bielefelder Spiele verfolgt, könnte sich schon wundern, wie oft Kersken, aktuell womöglich bester Torwart der 3. Liga, behandelt werden muss. Im Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen schien er in der 74. Minute aber wirklich mal Schmerzen gehabt zu haben nach einer unsanften Landung. „Es ist eine lange Saison mit mehr als 40 Spielen, die ihre Spuren hinterlässt. Wenn dann Aktionen kommen, die kleine Verletzungen wieder aufmachen und schmerzhaft sind, dann lasse ich mich behandeln“, sagte er nach dem Viktoria-Spiel bei „Magenta“.Ermittelt der DFB gegen Arminia Bielefeld?Ehrlicher war da sein Trainer, der überhaupt keinen Hehl daraus macht, dieses Mittel bewusst einzusetzen. „Es gibt ein paar Kniffe, die die Jungs lernen müssen. Wenn du als Fußballer so schlecht warst wie ich, musst du dir was einfallen lassen“, zitierte die „Neue Westfälische“ Kniat mal. Doch neben fußballethischen Fragen stellt sich auch die nach einer Reaktion des DFB, um Nachahmer aufzuhalten. „Man kann dem Torhüter grundsätzlich nichts beweisen. Und die anderen Spieler verhalten sich bei einer Taktikbesprechung ebenfalls regelkonform, wenn sie das Spielfeld nicht verlassen“, sagte Alex Feuerherdt, der Sprecher der Schiri GmbH, der „Sportschau“.Hier sind Borussias Ex-U23-Spieler gelandetDie hat beim DFB angefragt, ob der Kontrollausschuss dennoch aktiv werde. Die „Otze“-Story hatte keine unmittelbare Regelanpassung zur Folge, erst seit 2002 gelten Sperren für den Wettbewerb, in dem die Karten verhängt wurden. Eine Möglichkeit, Bielefelds Verletzungs-Vortäuschungen zu unterbinden, wäre die Einführung eines Timeouts wie im Handball oder Basketball. Entsprechende Forderungen gibt es ohnehin, und bei hitzebedingten Trinkpausen zeigt sich der Fußball anpassungsfähig.Eine Parallele zur Cause Ordenewitz/Rutemöller wird Kersken sicher nicht ereilen: Auch er hat das Pokalfinale erreicht, auf sensationelle Weise als Drittligist. Nach der jüngsten Eskalation der Thematik wird zumindest ein großes Publikum genau hinsehen, wenn Kersken im Berliner Olympiastadion am 24. Mai zu Boden geht.
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